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Der TSV Friedberg-Fauerbach hat einen - inoffiziellen - Weltrekord aufgestellt

TSV Friedberg-Fauerbach läuft in der Staffel den Marathon in 1:37:47 Stunden

(mw) Cheforganisator Holger Beims hatte sich wenige Tage vor dem Weltrekordversuch eine Zerrung zugezogen, aber diesen Moment ließ er sich nicht nehmen. Etwas unrund sprintend, mit seiner Tochter Greta an der Hand, überquerte er die Ziellinie auf dem Friedberger Burgfeld. Der TSV Friedberg-Fauerbach hatte damit den anvisierten Weltrekord im Marathonlauf deutlich geknackt, nach 1:37:47 Stunden konnte die Staffel schon jubeln. Rund 65 Läufer hatten sich unter der Federführung von Holger Beims zum Ziel gesetzt, im Team schneller zu sein als der Einzelweltrekord des Kenianer Dennis Kimetto (2:02:57 Stunden).

Holger Beims hatte die Idee vor rund einem Jahr geboren, als sein alter Verein aus Bremen mit 25 Läufern 1:53 Stunden gelaufen war. „Diese Zeit wollten wir auf jeden Fall knacken“. Eine Anfrage an das Guinness Buch der Rekorde ergab, dass ein Eintrag nur bei einer Staffel mit höchstens vier Läufern möglich ist. So stellte Beims die Regeln selbst auf – mit dem Ziel, quasi zum Spaß schneller zu sein als sein Ex-Verein. Heraus kam eine wahre Mammut-Staffel. 65 Läufer liefen in 280 Abschnitten die 42,195 Kilometer. Jeder Läufer legte dabei 100 oder 200 Meter zurück, und das bis zu acht Mal. „Wir hatten Athleten zwischen elf und 62 Jahren dabei. Je nach Alter und Leistungsstand habe ich die Einteilung vorgenommen“, erzählt Beims.

Dabei konnte er auf nahezu alle Leistungsträger aus dem Verein zurückgreifen, und das in allen Altersklassen. Selbst die Jüngsten – rund zwei Drittel der Athleten waren 16 Jahre alt oder jünger – gehören im Kreis oder der Region zu den Schnellsten, einige haben auf hessischer Ebene schon Erfolge gefeiert. Aus den Reihen der Aktiven und älteren Jugendlichen bildeten Athleten wie die amtierenden Süddeutschen Staffelmeister Lars Hieronymi (Bestzeit 200 Meter: 21,17 Sekunden) und Gordon Porsch, die komplette Süddeutsche Silbermannschaft über 4x400 Meter der Männer (Clint Dotzert, Manuel Christof, Robin Flach, Nils Eckhardt) oder die schnellen Mädels Abike Tabel und Anna Hülsmann die Leistungsträger. Außerdem dabei: die Deutschen Seniorenmeister Ulrike Steinhaus und Monika Rieschel, der ehemalige deutsche Marathonmeister Philipp Ratz, der ehemalige hessische Marathonmeister Benedikt Heil und weitere schnelle (Lang-) Sprinter wie Sven Vesmanis, Karim El-Malki und Till Helmke.

Till Helmke (33) nahm für den TSV an zwei Olympischen Spielen teil und ist über 200 Meter einige Jahre nach seinem  Karriereende noch der sechstschnellste Sprinter in der ewigen deutschen Bestenliste. „Ich habe einige Tage vor dem Weltrekord mal wieder 200-Meter-Intervalle trainiert und gesehen, dass es nicht mehr so leicht geht wie früher. Aber ich wollte natürlich unbedingt dabei sein“, erzählte Helmke, der mittlerweile im Amateur-Volleyball um Punkte und Siege kämpft. Der zweifache Familienvater, der in Frankfurt wohnt, hatte aber auch beim letzten seiner sechs „200er“ noch sichtlich Spaß, auch wenn die Beine schwer geworden waren.

Philipp Ratz ist unterdessen der einzige Läufer, der aus der Guinness-Rekordstaffel von 1998 übrig geblieben ist. Vor 19 Jahren schaffte es der TSV in das offizielle Weltrekord-Buch, als er über 100x1000 Meter so schnell lief wie noch kein Verein zuvor. Der Langstreckler rannte damals zehnmal den ein Kilometer langen Abschnitt, bei der Marathonstaffel waren es „nur“ sechsmal 200 Meter. „Aber das kann genauso anstrengend sein, wenn man nicht mehr so regelmäßig kurze Intervalle läuft“, sagte er im kurzen Gespräch zwischendurch bei Stadionsprecher Michael Wiener.

Die Zwischenzeiten deuteten schon relativ schnell auf eine Verbesserung der Zeit von Beims’ Ex-Verein hin, hatte er doch relativ konservativ kalkuliert. In unter 14 Sekunden legten die TSVler die 100 Meter im Schnitt zurück, das dürfte nur von wenigen Vereinen in Deutschland mit einem Starterfeld dieser Altersstruktur zu knacken sein.

Nach 1:37:47 Stunden war es dann soweit, Holger Beims sprintete mit Tränen in den Augen und Tochter Greta an der Hand durch das Spalier und über die Ziellinie. „Ein fantastisches Gefühl“, jubelte er, bevor er die Ehrenrunde, Siegerkreis und die „Weltrekord“-Rufe lautstark anführte. Alleine elf Stunden hatte er an der Zusammensetzung der Staffel gesessen. „Die ganze Arbeit hat sich gelohnt und dem Verein ein Event mit nachhaltiger Wirkung beschert“, freute sich Beims. Unter anderem erstellte der Hessische Rundfunk einen Beitrag für seine Samstag-Sendung „heimspiel“, es entstanden neue Mannschaftsfotos und nicht zuletzt war es ein unvergessliches Event. Insbesondere für Holger Beims, der trotz Zerrung die Rekordstaffel ins Ziel führte.

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